Kompliziert und komplex
Das Modell in Bezug auf die beiden Unternehmensaspekte (Wertschöpfungsdomänen) stammt von Dr. Gerhard Wohland.
Es soll dabei helfen, die unterschiedlichen Anforderungen und Lösungsansätze in Organisationen systemisch zu erfassen und gezielt auf den jeweiligen Problemtyp abzustimmen. Es ist insbesondere im Kontext moderner, agiler Arbeitswelten relevant, in denen sowohl Routineaufgaben als auch innovative, komplexe Herausforderungen bewältigt werden müssen.
Blau – Die Wertschöpfungsdomäne der Norm
Die blaue Domäne lässt sich treffend als „kompliziert“ beschreiben – ein Bereich, in dem uns bekannte, wiederkehrende Probleme begegnen, die bereits gelöst wurden. Das Wissen um ihre Lösung ist nicht verloren gegangen, sondern systematisch konserviert worden. Es wurde dokumentiert, in fest etablierte Prozesse überführt und durch die Identifikation von Best Practices kontinuierlich verfeinert.
All diese Maßnahmen tragen dazu bei, ein solides Wissensfundament aufzubauen, das es ermöglicht, dass für diejenigen, die über das nötige Know-how verfügen, komplizierte Sachverhalte schlicht und einfach erscheinen.
In dieser Wertschöpfungsdomäne herrschen Planbarkeit, Vorhersehbarkeit, Klarheit und Kontrolle.
Es ist ein System, in dem jeder Schritt nachvollziehbar und reproduzierbar ist – ein Umfeld, das Stabilität
bietet und die Grundlage für effiziente Abläufe bildet. So wird aus der Kompliziertheit durch das konservierte Wissen eine strukturierte Ordnung, die den Erfolg von Routineaufgaben sichert und kontinuierlich optimiert wird.
Darüber hinaus sind in dieser Wertschöpfungsdomäne keine Entscheidungen notwendig –
die Lösungen der Probleme liegen bereits vor, sei es in Form etablierter Prozesse oder
umfassender Dokumentationen.
Kompliziertheit misst im Grunde das Ausmaß unserer Unwissenheit.
Wir können dieses Maß an Unwissenheit verringern, indem wir lernen oder Wissen einkaufen. Effizienz kommt hier ins Spiel!
Rot – Die Wertschöpfungsdomäne der Ausnahme
Die rote Domäne lässt sich treffend als „komplex“ beschreiben. In dieser Domäne entstehen Probleme aus neuen Ideen – oft angestoßen durch Impulse von Konkurrenten – und durch externe Dynamiken und Überraschungen, die auf die Organisation einwirken (Konkurrenten, Gesetzesvorgaben, neue Technologien, Klimawandel, geopolitische Einflüsse). Solche Probleme können nicht mit bestehendem Wissen adressiert werden, denn dieses Wissen existiert schlicht noch nicht. Hier sind es ausschließlich Menschen mit eigener Kreativität und innovativen Ideen, die in der Lage sind, Lösungen zu entwickeln.
Komplexität ist das Maß an Überraschungen, mit denen wir konfrontiert werden – sie ist weder planbar noch vorhersehbar und entzieht sich unserer Kontrolle.
Es geht um „echte Probleme“, bislang ungelöste Herausforderungen, die sich nicht in bereits etablierte Prozesse oder dokumentierte Best Practices einordnen lassen. Unsere bewährten Abläufe aus der blauen Domäne – geschaffen für wiederkehrende, gelöste Aufgaben – bieten hier keine Hilfe, da sie für andere Probleme
entwickelt wurden.
Die rote Wertschöpfungsdomäne erfordert daher völlig andere Vorgehensweisen, die auf
Experimentierfreude, Flexibilität, Ideen, Kreativität, Entscheidungen und kontinuierliche
Anpassung basieren. Hier ist Effektivität gefragt!
Zusammenfassung
Die blaue Wertschöpfungsdomäne zeichnet sich durch Kompliziertheit aus. Hier helfen Elemente wie: Lernen, Prozesse, Dokumentation, Daten, Ziele, Pläne, Regeln und Steuerung.
Die zentrale Frage in der blauen Domäne lautet: „Wie funktioniert es?“
Die rote Wertschöpfungsdomäne hingegen ist durch Komplexität (Dynamik, Überraschungen) geprägt. Hier sind Elemente wie: Üben, Könnerschaft, Prinzipien, Optionen, Entscheidungen, Verprobung, Vorbereitung, Führung, Experimentieren, Werkzeuge und Informationen von Bedeutung.
Die entscheidende Frage in der roten Domäne ist: „Wer kann es schaffen?“
Reflexionsimpuls
Unterscheidet ihr in eurem Unternehmen bewusst zwischen den beiden Problemtypen – kompliziert und komplex? Wenn ja, wie passt ihr euer Vorgehen entsprechend an? Nutzt ihr für komplizierte Probleme bewährte Prozesse, Best Practices und Standardlösungen? Und wie geht ihr mit komplexen Herausforderungen um, bei denen es noch keine fertige Lösung gibt? Setzt ihr hier auf Experimentieren, kreative Ansätze und iterative Anpassungen?
Ein bewusster Umgang mit diesen beiden Problemwelten hilft, effektiver und zielgerichteter zu agieren. Wie sieht das bei euch aus?
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